Biographie
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Biographie

Hugo von Hofmannsthal

  1. Februar 1874 in Wien
  2. Juli 1929 in Rodaun

Hugo von Hofmannsthal, genauer Hugo Laurenz August Hofmann Edler von Hofmannsthal, wurde am 1. Februar 1874 als Sohn des Juristen und Bankbeamten Dr. Hugo von Hofmannsthal (1841-1915) und seiner Frau Anna, geb. Fohleutner (1849-1904) in Wien geboren. Seine Familie hat jüdische, italienische, schwäbische und österreichische Wurzeln. Als behütetes und einziges Kind seiner Eltern erhielt Hofmannsthal eine äußerst sorgfältige Bildungsförderung, besonders durch den Vater. Der Umgang mit Büchern und der Besuch des Theaters waren die Hauptbeschäftigung dieses einsamen Kindes, das seine Lebenserfahrung aus den Lektüreerlebnissen zog und sich „frühgereift und zart und traurig“ die Welt lesend und träumend antizipierte. Die überragende Kenntnis der europäischen Literatur war die Grundlage von Hofmannsthals Schaffen. Zugleich forderte das auch belastende Erbe der Tradition sein Schreiben zu immer neuen Metamorphosen und modernen Transformationen heraus.

Schon als Gymnasiast, 16 jährig, trat Hofmannsthal unter dem Pseudonym Loris mit seinen ersten Gedichten und lyrischen Dramen an die Öffentlichkeit. In den literarischen Zirkeln Wiens wurde er als Wunderkind gefeiert und fand als viel Jüngerer gleichberechtigte Aufnahme in den Kreis der Schriftstellergruppe des „Jungen Wien“ (Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten u.a.). Seine Texte lassen die Signatur der Moderne nicht nur erkennen, sondern konstituieren maßgebend das Konzept der Moderne, zu dem seine zahlreichen Essays und Rezensionen die Stichwörter gaben. Hofmannsthals Gedichte wurden als Zeugnisse eines modernen ‚L’art pour l’art’ in Georges „Blätter für die Kunst“ veröffentlicht. Seine kleinen Dramen, die sich außerhalb der gängigen Bühnenkonzepte bewegten und darum als theateruntauglich galten, sind federleichte Gebilde, die in hochartistischer Sprache die Kritik des Ästhetizismus behandeln. Auch die frühen Erzählungen widmen sich in dichter, geschliffener Prosa der Kritik der ästhetischen Lebensform und lassen sie in unheimliche Konstellationen münden. – Den Ruhm dieses als „ästhetisch“ bezeichneten Frühwerks hat Hofmannsthal zunehmend als Belastung empfunden.

Nach dem Abitur wollte der nun schon bekannte Autor dennoch neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit einen bürgerlichen Beruf ergreifen. An der Wiener Universität studierte er zunächst Jura, nach seinem Militärdienstjahr wechselte er 1895 zur Romanistik, deren Studium er mit einer Promotion abschloß. Seine bereits halbherzig geschriebene Habilitation über Victor Hugo zog Hofmannsthal 1901 wieder zurück, denn zu diesem Zeitpunkt war längst klar, daß sein einziges Geschäft die Dichtkunst war.

Hofmannsthal heiratete 1901 eine junge Frau aus seinem eigenen sozialen Lebenskreis, Gertrud (Gerty) Schlesinger (1880-1959), Bankierstochter aus jüdischer assimilierter Familie, mit der er bis zu seinem Tod im sogenannten Fuchsschlößl in Rodaun bei Wien lebte. Dort kamen auch die drei Kinder Christiane (1902-1987), Franz (1903-1929) und Raimund (1906-1974) auf die Welt. Diesem ruhigen und kontinuierlichen Gleichmaß des „äußeren Lebens“ – Hermann Broch spricht in seiner Studie über Hofmannsthal von dessen „Ich-Verschweigung“ – steht eine enorme, oft unruhige und fragmentarische schriftstellerische und kulturpolitische Aktivität gegenüber. Das gilt für die eigenen Werke, die sich in allen Gattungen und über die Grenzen des Sprachkunstwerkes hinaus bewegen, die mit der gesamten europäischen Tradition ein „unendliches Gespräch“ führen und die mit ihrem fragmentarischen Charakter und der Proliferation der Skizzen eine moderne Ästhetik begründen; das gilt auch im Hinblick auf kulturfördernde Engagements wie Herausgebertätigkeiten, Zeitschriftenprojekte und Gründungen von Kulturinstitutionen. Dem reichen Tätigkeitsradius entsprach der große Freundeskreis um Hofmannsthal, von dem ein immenses Briefwerk zeugt.

1902 erschien der wohl folgenreichste Text Hofmannsthals, „ Ein Brief“ (bekannt als ‚Brief des Lord Chandos’), der mit seiner radikalen Sprachskepsis zu Recht als Gründungsmanifest der Moderne gelesen wird. In der Folge entstanden weitere „Erfundene Gespräche und Briefe“, in denen die Grenze von Essayistik und Fiktionalität verwischt und die Kunst zu einer beständigen Selbstreflexion getrieben wird. Zugleich gelang Hofmannsthal der ersehnte Durchbruch zur „großen Bühne“ mit seinen durch Nietzsche und Freud inspirierten Neubearbeitungen antiker Tragödien (vor allem „Elektra“ 1903). Die Zeit nach der Jahrhundertwende ist in Hofmannsthals Schaffen gekennzeichnet durch die Bemühung um die nichtsprachlichen Künste: Ballette, Pantomimen, später Filmdrehbücher und vor allem die Oper. Hierher gehört die bis zu seinem Tod dauernde Verbindung mit Richard Strauss (1864-1949), für den er zahlreiche Opernlibretti schrieb („Der Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“, „Die ägyptische Helena“, „Arabella“), und die mit Max Reinhardt (1873-1943), mit dem er in den zwanziger Jahren die Salzburger Festspiele begründete. Max Reinhardt hat auch viele von Hofmannsthals Theaterstücken inszeniert, so nach dem Weltkrieg die Komödien „Der Schwierige“ und „Der Unbestechliche“. Hofmannsthals Romanprojekte, besonders der bedeutende Romanentwurf „Andreas“, blieben alle unvollendet und sind erst posthum erschienen.

Hofmannsthal starb am 15. Juli 1929, am Tag der Beerdigung seines Sohnes Franz, der zwei Tage zuvor Selbstmord begangen hatte. Er war 55 Jahre alt. Der Schriftstellerkollege und Freund Arthur Schnitzler notierte in sein Tagebuch: „Der grösste Dichter dieser Zeit ist mit ihm dahin.“

(Elsbeth Dangel-Pelloquin)

Chronik zu Leben und Werk

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